„Abstellgleis“? Von wegen!: Stadtleben

Der Kaiser Wilheim II. selbst war der Urheber der Bahnstrecke. Wie es die Geschichtsschreibung erzählt, verdankt die Strecke ihre Existenz dem Federstrich mit einem Lineal auf der Landkarte Seiner Exzellenz.
Die Idee dahinter hatte Dampf im Kessel, denn dem Kaiser verlangte es nach einer kürzeren Fahrtzeit zur Kieler Woche, die er einmal jährlich unternahm. Der Gedanke, schneller von A nach B zu gelangen, ist so alt wie die Idee vom Fortbewegungsmittel selbst und doch immer noch brandaktuell. So kam die Bahnstrecke zu ihrem Namen „Kaiserbahn“.
Vor fast 130 Jahren ging der Abschnitt zwischen Wittenburg und Zarrentin bis nach Bad Oldesloe in den regulären Bahnbetrieb. Vor 80 Jahren wurde der Bahnbetrieb von Zarrentin am Schaalsee Richtung Westen durch Bombenhagel auf den Gleisen unterbrochen, ab 1952 dann stetig abgebaut. Nun war in Zarrentin Endstation. Und ohne Passierschein gern auch schon früher.
Nach dem Mauerfall und den neuen, vorher undenkbaren Möglichkeiten, gab es einige Pläne mit dem historischen Bahnhofsgebäude. Und so mancher geplatzte Traum blieb am Ende übrig.
Seit 2017 nun geht´s mit mal mehr und mal weniger Volldampf Richtung Mehrgenerationenhaus. Mithilfe von EU-Fördermitteln wurde aus der Idee über den Kauf des Gebäudes vom Planungsverband durch die Stadt Zarrentin am Schaalsee und zahllosen Gesprächen mit Planungsverband, Bahnbetreiber, der Deutschen Bundesbahn, dem Landkreis und dem Denkmalschutz dann Wirklichkeit. Und doch war ein langer Atem notwendig bis zum Baustart.
Nun sieht das zukünftige Mehrgenerationenhaus trotz der ebenso zahllosen Auflagen aufgrund des Denkmalschutzes seiner Vollendung entgegen. Und so manches produktive und kreative Gedankenkreiseln wurde hier aktiv umgesetzt und dieses wunderschöne Gebäude letztendlich vor Vandalismus und Leerstand bewahrt.
Dieses Bauwerk hat Seele und der zeitlos schöne Jugendstil dieses Bauwerks wurde erhalten, verschönert und verspricht, eine Perle für diesen Ort zu werden.
Was von außen zu sehen ist, macht neugierig auf den Inhalt. Und dieses Innenleben mit Leben zu füllen, darauf dürfen die Zarrentiner – mit viel Daumendrücken - dieses Jahr schon hoffen. In diesem Sinne arbeiten wir mit Volldampf voraus und der Zukunft entgegen.
Text: N. Bernfeld
