Stadtvater mit Leib und Seele: Stadtleben
In einem persönlichen Gespräch berichtet er von seinen Anfängen in der Kommunalpolitik, besonderen Begegnungen, prägenden Meilensteinen seiner Amtszeit sowie seinen Wünschen und Visionen für die Zukunft Zarrentins.
Wie sind Sie Bürgermeister geworden?
Ich bin in Zarrentin am Schaalsee aufgewachsen und fühle mich von jeher eng mit unserer Stadt und ihren Menschen verbunden. Deshalb war es mir ein echtes Anliegen, meine Energie in die positive Entwicklung unseres Ortes einzubringen. 2008 habe ich gemeinsam mit engagierten Mitstreitern eine Wählergemeinschaft gegründet, um aktiv in der Kommunalpolitik mitzuwirken. 2014 stellte ich mich für das Bürgermeisteramt zur Wahl und erhielt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Von Anfang an war klar: Nur gemeinsam können wir Zarrentin erfolgreich gestalten.
Gibt es eine Anekdote aus Ihrer Amtszeit, die Sie nicht vergessen werden?Ja, gleich zwei Begegnungen sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Zum einen die enge Zusammenarbeit mit der ehemaligen Bürgermeisterin Greta Glass, die Anfang 2025 beim Neujahrsempfang für ihr großes Engagement zum Erhalt des Klosters gewürdigt wurde. Zum anderen denke ich gern an Hermann Cechini, einen streitbaren, aber loyalen Mitstreiter aus der Stadtvertretung. Auch in schwierigen Phasen stand er fest an meiner Seite. Solche Momente zeigen, dass Kommunalpolitik stets ein Gemeinschaftswerk ist.
Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Das ist ohne Zweifel der Bau des Schulcampus. Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. Ein modernes Bildungszentrum mit Grundschule, Regionalschule, Sporthalle und Sportplatz zu schaffen, war für mich eine Herzensangelegenheit. Dieses anspruchsvolle Projekt erforderte viel Geduld und Verhandlungsgeschick, und der nun erzielte Erfolg erfüllt mich bis heute mit Stolz und Freude.
Welche Herausforderungen haben Sie während Ihrer Amtszeit besonders geprägt?
Die größte Herausforderung war auch der Schulcampus. Ein Bauvorhaben dieser Größenordnung inmitten der Natur erschien am Anfang kaum realisierbar. Von der ersten Idee bis zur Einweihung vergingen acht Jahre. Es war ein langer Weg mit zahlreichen Gesprächen und Abstimmungen – aber auch eine lohnenswerte Aufgabe.
Während Ihrer Amtszeit gab es sicher auch Krisen. Können Sie die gravierendsten Krisen nennen und welche Lehren Sie daraus gezogen haben?
In meiner Amtszeit gab es tatsächlich Phasen, die von Krisen geprägt waren. Besonders prägend sind mir die Diskussion um die Umbenennung von Straßennamen, den Bau des Bantiner Kindergartens – damals quasi „alle gegen einen“ – und nicht zuletzt die Corona-Pandemie in Erinnerung geblieben. Alle drei Herausforderungen hatten eines gemeinsam: Es war entscheidend, aufmerksam auf die Beschwerden der Bürger zu hören, einen starken Gerechtigkeitssinn zu bewahren und stets den Fokus auf Menschlichkeit zu setzen. So konnten wir trotz Drohbriefen, kontroverser Meinungen und hitziger Debatten konstruktive Lösungen im demokratischen Dialog finden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken.
Wie hat sich Zarrentin in den letzten 15 Jahren verändert?
Unsere Stadt hat sich besonders in den Bereichen Wirtschaft und Tourismus weiterentwickelt. Seit der Ernennung zum „Tourismus-Ort“ im Jahr 2022 konnten wir zahlreiche Verbesserungen realisieren: neue Straßen und Gehwege, ein modernes Ärztehaus, Kindergärten und zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten. Zarrentin ist heute ein noch lebenswerterer Ort.
Welche langfristigen Visionen haben Sie für Zarrentin am Schaalsee?
In einer Klausurtagung haben wir gemeinsam eine Vision für Zarrentin bis 2050 erarbeitet. Im Zentrum stehen dabei die medizinische Versorgung, altersgerechter Wohnraum, ein nachhaltiges Verkehrs- und Parkkonzept sowie die Weiterentwicklung zur „Vitalstadt“. Mit diesen Zielen wollen wir die Lebensqualität für alle Generationen sichern.
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die sich kommunalpolitisch engagieren möchten?
Kommunalpolitik beginnt oft in Familie und Schule. Respekt vor Gesprächspartnern und der Wille, auch schwierige Themen anzupacken, sind dabei entscheidend. Und junge Menschen sollten früh beginnen: am besten in unserem Jugendparlament, in dem viele Projekte in der Stadt nach den Wünschen der Mitglieder geplant wurden. Ich wünsche mir, dass viele Menschen nach Ausbildung und Lebenserfahrung in der weiten Welt ihr Wissen nach Zarrentin zurückbringen und hier die Zukunft mitgestalten.
Haben sich Ihre Ziele und Prioritäten im Laufe Ihrer Amtszeit verändert?
Die Grundprioritäten sind im Kern gleich geblieben. Dennoch war es oft notwendig, Ziele an bürokratische Rahmenbedingungen anzupassen. Flexibilität gehört zum Amt genauso wie Durchhaltevermögen.
Gab es besondere Partnerschaften, die für die Gemeinde wertvoll waren?
Ja, die enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Unternehmen und Vereinen ist für unseren Erfolg entscheidend – sie basiert auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Darüber hinaus waren Partner wie die Landesregierung mit Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, der Landkreis Ludwigslust-Parchim, das Aus- und Weiterbildungswerk Jessenitz e. V., der ASB und die Arbeiterwohlfahrt für uns bedeutend und haben unsere Gemeinde in vielen Bereichen entscheidend vorangebracht.
Wie bleiben Sie nach so vielen Jahren im Amt motiviert?
Für mich ist das Bürgermeisteramt nicht nur ein Ehrenamt, sondern eine Herzensangelegenheit. Meine Motivation ziehe ich aus der engen Verbundenheit mit Zarrentin und seinen Menschen. Große Kraft empfange ich auch aus meiner Familie: Meine verstorbene Frau gab mir über viele Jahre Rückhalt, und meine drei Kinder sind ihren eigenen erfolgreichen Weg gegangen – zwei von ihnen engagieren sich zusätzlich ehrenamtlich in der Stadt. Und natürlich meine Enkelkinder, wir wollen auch für ihre Generation eine gute Zukunft gestalten. Das alles gibt mir Stärke und Motivation.
Gibt es Orte in der Stadt, die Ihnen besonders wichtig sind?
Ja, da gibt es mehrere: Der Schulcampus liegt mir besonders am Herzen, weil ich seine Entwicklung von Anfang an begleiten durfte. Der Badestrand am Schaalsee ist ein Kleinod mit herrlichem Ausblick. Zudem freue ich mich, dass wir das alte Bahnhofsgebäude als künftiges Mehrgenerationenhaus erhalten konnten.
Wo tanken Sie persönlich Kraft?
Am meisten am Schaalsee, insbesondere am Badestrand. Die beruhigende Atmosphäre ist für mich unvergleichlich.
Wie hat sich dieser Lieblingsplatz im Laufe der Zeit verändert?
Als Kind gab es dort kaum intakte Spielgeräte oder Stege – ich habe sie damals nicht vermisst. Heute freue ich mich, dass der Strandabschnitt so familienfreundlich gestaltet und schön ausgebaut ist.
Welche Plätze empfehlen Sie besonders Gästen oder Neu-Zugezogenen?
Ich empfehle den Rundwanderweg um den Kirchensee, die Promenade am Schaalsee und natürlich unseren historischen Ortskern. Hier zeigt sich Zarrentin von seiner schönsten Seite.
Wenn Sie einen einzigen Wunsch für die Stadt frei hätten, welcher wäre das?
Mein größter Wunsch ist ein respektvolles und verständnisvolles Miteinander aller Generationen – unabhängig von Status oder Herkunft. Nur so können wir Zarrentin gemeinsam in eine gute Zukunft führen.
Das Interview wurde im Oktober 2025 von Anja Bartels, Mitarbeiterin der Abteilung Kultur und Veranstaltungen, geführt.
Fotos: Nicole Bernfeld, Manfred Mikoleit, Heike Lipphardt